Die Erkrankung Darmkrebs
Darmkrebs ist mit ca. 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Doch was ist Darmkrebs überhaupt, wie entsteht er und welche Teile des Darmes sind betroffen? Hierzu wollen wir Ihnen im Folgenden einen kurzen Überblick geben.
Welche Aufgaben hat der Darm?
Der menschliche Darm gliedert sich in den Dünndarm und den Dickdarm. Im ca. 5-6 Meter langen Dünndarm wird die Nahrung, welche bereits durch den Speichel im Mund und den Magensaft im Magen vorverdaut wurde, weiter in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten. Dies geschieht mithilfe von Verdauungssäften aus der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Die so freigesetzten Nährstoffe werden dann über die Schleimhaut des Dünndarmes ins Blut aufgenommen. In den ca. 1,5 Meter langen Dickdarm gelangen dann nur noch Nahrungsbestandteile, welche der Körper nicht weiter verwerten kann. Der Dickdarm entzieht diesen Salze und Wasser und dickt so den Nahrungsbrei ein. Im letzten Abschnitt des Dickdarmes, dem Mastdarm, werden die Nahrungsreste dann für die nächste Stuhlentleerung gesammelt.
Wie ist der Dickdarm aufgebaut?
Im Dünndarm kommt es nur in seltenen Fällen zum Auftreten von Krebserkrankungen. Deshalb wird das Wort „Darmkrebs“ gleichgesetzt mit Krebs des Dickdarmes – der Fachbegriff hierfür lautet kolorektales Karzinom. Diese Bezeichnung leitet sich von den einzelnen Abschnitten des Dickdarmes ab, welcher sich in zwei verschiedene Teile aufteilt.
Den größten Abschnitt bildet der sog. Grimmdarm (Kolon), welcher sich wiederum in einen aufsteigenden (Colon ascendens), querverlaufenden (Colon transversum) und absteigenden (Colon descendens) sowie einen s-förmig verlaufenden Teil (Colon sigmoideum) untergliedert. An ihn schließt sich der Mastdarm (Rektum) an, welcher eine Länge von ca. 15-20 cm hat (siehe Abbildung).
Die Unterscheidung in Kolon und Rektum ist bedeutsam, da sie einen Einfluss auf Ihre Therapie hat. So ist es bei einem Tumor im Rektum in manchen Fällen sinnvoll, diesen vor oder nach der Operation zu bestrahlen, während bei einem Tumor, welcher sich im Kolon gebildet hat, keine Strahlentherapie durchgeführt wird.
Die einzelnen Abschnitte des Dickdarms unterscheiden sich hinsichtlich der Häufigkeit der dort auftretenden Krebserkrankungen. Über die Hälfte der Tumoren bildet sich im Sigma oder Rektum, also in den letzten Abschnitten des Dickdarmes. Etwa ein Viertel tritt im aufsteigenden Ast des Kolons auf. Im querverlaufenden und absteigenden Kolon-Ast hingegen kommen Tumoren nur relativ selten vor.
Wie entsteht Darmkrebs?
Krebserkrankungen entstehen durch die Veränderung der Erbinformation in einzelnen Zellen. Unter normalen Umständen erkennt der Körper solche genetisch veränderten Zellen und beseitigt diese gezielt. Jedoch können sich manchmal einzelne Zellen diesen körpereigenen Kontrollmechanismen entziehen.
Diese Zellen vermehren sich dann schneller als die normalen Körperzellen und verdrängen das gesunde Körpergewebe, sie bilden einen Tumor.
Etwa 90 % aller Darmkrebserkrankungen entwickeln sich langsam aus gutartigen Darmpolypen, sog. Adenomen. Zunächst wachsen an einer Stelle der Darmschleimhaut mehr Zellen als gewöhnlich, die Schleimhaut verdickt sich dadurch an dieser Stelle. Aus dieser Verdickung kann sich eine pilzförmige Vorwölbung – ein Adenom – entwickeln, welches sich wiederum in einen bösartigen Tumor, ein sog. Karzinom, umwandeln kann. Diese Entwicklung wird als Adenom-Karzinom-Sequenz bezeichnet. Nicht aus jedem Polypen entsteht zwangsläufig ein Karzinom und wenn, dauert diese Umwandlung sehr lange. Durchschnittlich benötigt ein kleiner Darmpolyp ca. fünf bis zehn Jahre, um zu einem Karzinom zu werden. Aufgrund dieses Umstands, dass sich Darmkrebs über einen langen Zeitraum hin entwickelt, kommt den Vorsorgeuntersuchungen bei dieser Erkrankung eine besondere Bedeutung zu. So lassen sich bei Darmspiegelungen im Rahmen der Darmkrebsvorsorge entdeckte Polypen meist noch während der Untersuchung entfernen, sodass sich aus diesen kein Tumor mehr bilden kann.
Wer ist von Darmkrebs betroffen?
Darmkrebs ist vor allem eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Über die Hälfte der Patienten erkrankt erst nach dem 70. Lebensjahr nur ca. 10 % der Patienten sind bei Erhalt ihrer Diagnose jünger als 55 Jahre. Aufgrund des medizinischen Fortschritts nimmt auch die Anzahl der Todesfälle bezogen auf alle Darmkrebspatienten seit Jahren immer mehr ab. Immer mehr Patienten leben nun langfristig mit der Krankheit.
Bei mehr als drei Viertel der Patienten entsteht die Erkrankung zufällig, wobei verschiedenen Risikofaktoren wie Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie eine ballaststoffarme, fleischreiche Ernährung die Entstehung von Darmkrebs begünstigen können. Auch Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben ein erhöhtes Risiko, Darmkrebs zu entwickeln. In seltenen Fällen kann die Entstehung von Darmkrebs auch erblich bedingt sein. Solche Patienten erkranken in der Regel früher, sie sind häufig jünger als 50 Jahre, wenn sie die Diagnose Darmkrebs erhalten. In unserem Darmkrebszentrum stellen wir mithilfe eines speziell konzipierten Fragebogens der Deutschen Krebsgesellschaft fest, ob Ihre Krebserkrankung möglicherweise erblich bedingt sein könnte und empfehlen Ihnen in diesem Fall dann auch entsprechende Beratungsangebote.
In welche Stadien wird Darmkrebs eingeteilt?
Den Fortschritt der Erkrankung teilen Mediziner nach verschiedenen Klassifikationssystemen in sog. Stadien ein. Die für die Planung der Therapie und Nachsorge bedeutsamste Einteilung ist die von der Internationalen Vereinigung gegen Krebs erstellte sog. UICC-Klassifikation. Diese teilt die Erkrankung in Abhängigkeit davon, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat, in vier Schweregrade ein.