Darmchirurgie bei gutartigen Erkrankungen
Divertikelkrankheit
Unter Divertikeln versteht man Ausstülpungen der Darmwand, die häufig auftreten und in den meisten Fällen keine Beschwerden verursachen, damit auch zunächst nicht behandlungsbedürftig sind. In manchen Fällen können sich die Divertikel jedoch entzünden (Divertikulitis), was zu einem Abszess oder Darmdurchbruch bzw. langfristig zu Vernarbungen oder Fistelverbindungen zur Blase führen kann. Eine unkomplizierte Divertikulitis wird oft ambulant, in schwereren Fällen auch stationär durch Antibiotikagabe behandelt. Bei einer komplizierten Divertikulitis ist im Allgemeinen die operative Entfernung des betroffenen Darmabschnitts notwendig, die je nach Befund entweder als Notfall- oder nach antibiotischer Vorbehandlung als geplante Operation erfolgt. Geplante Operationen führen wir in Schlüssellochtechnik mit unmittelbarer Verbindung der Darmenden durch, bei Notfalloperationen ist manchmal – abhängig vom Ausmaß der Entzündung – eine offene Operation mit Anlage eines vorübergehenden künstlichen Darmausgangs notwendig.
Bei geplanten Operationen sollte im Vorfeld nach Abklingen der Entzündung eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um weitere behandlungsbedürftige Befunde im Dickdarm auszuschließen.
Operationen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa)
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen werden im Allgemeinen primär medikamentös behandelt. Für Patientinnen und Patienten, die an M. Crohn erkrankt sind, und bei denen lediglich der letzte Abschnitt des Dünndarms (terminales Ileum) betroffen ist, kommt als Alternative zur medikamentösen Therapie auch eine Darmteilentfernung (Ileozökalresektion) in Frage. Dieser Eingriff wird normalerweise ebenfalls in Schlüssellochtechnik (laparoskopisch) durchgeführt. Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten ist nach dieser Operation langfristig beschwerdefrei.
Typische Komplikationen des M. Crohn sind Fistel im Bereich des Darms oder Afters, die in vielen Fällen ebenfalls operativ behandelt werden müssen. Die betroffenen Darmabschnitte werden dabei entfernt bzw. Fisteln im Bereich des Afters entweder ausgeschnitten oder mit einem kleinen Kunststoffschlauch abgeleitet. Gelegentlich ist die vorübergehende Anlage eines künstlichen Darmausgangs sinnvoll, um die Entzündung bzw. die Fistel zur Abheilung zu bringen.
Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa werden dann operativ behandelt, wenn die medikamentöse Therapie keine Wirkung zeigt oder die Erkrankung schon über Jahre besteht. Im letztgenannten Fall ist das Darmkrebsrisiko deutlich erhöht und kann aufgrund des ungewöhnlichen Wachstumsmusters bösartiger Darmtumoren bei Colitis ulcerosa leider auch der Früherkennung durch regelmäßige Darmspiegelungen entgehen. Die operative Therapie besteht in einer vollständigen Entfernung des Dick- und Mastdarms, wobei der Schließmuskel prinzipiell erhalten werden kann. Die Rekonstruktion erfolgt durch Anlage eines „Ersatz-Mastdarms“ aus Dünndarm (Ileumpouch), der an den Schließmuskel angenäht wird. Auch dieser Eingriff kann bei uns in Schlüssellochtechnik durchgeführt werden, es ist jedoch immer vorübergehend die Anlage eines künstlichen Darmausgangs notwendig.